Unter dem Titel „Transformative Unternehmen und die Wende in der Ernährungswirtschaft“ fand am 06.07.2018 die Abschlussveranstaltung des nascent-Projekts im Anthroposophischen Zentrum Kassel statt. Diese bot den Rahmen zur abschließenden Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse des knapp dreieinhalbjährigen Verbundprojekts der Universitäten Oldenburg und Stuttgart sowie der anstiftung München.
Im Mittelpunkt des Projekts standen die transformativen Unternehmen und Initiativen, die sich im Ernährungsbereich in den letzten Jahren zunehmend entwickelt haben. Diese Wirtschaftsformen (wie Mietäcker, Solidarische Landwirtschaften, Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, Regionalmarken) zielen darauf, nachhaltige, regionale und souveräne Versorgungssysteme zu etablieren. In der transdisziplinären Zusammenarbeit mit 27 Praxis- und 11 Transferpartnern wurden solche Transformationspioniere durch das nascent-Projektteam unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert. Im Fokus standen die Potentiale ihrer alternativen Wirtschaftsweisen für die Neuerfindung eines zukunftsfähigen Ernährungssystems sowie dabei hemmende Faktoren.
Begrüßung und Einführung
Den Auftakt der Veranstaltung bildete das Grußwort von Dr. Andreas Schmidt (DLR Projektträger Umwelt und Nachhaltigkeit, Bonn), der mit dem Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ und der Fördermaßnahme „Nachhaltiges Wirtschaften – Sozialökologische Forschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den Kontext der Forschungsförderung des nascent-Projektes erläuterte. Es folgte die Begrüßung durch den Projektleiter Prof. Dr. Reinhard Pfriem (CvO-Universität Oldenburg), der das Projekt anhand von zehn Thesen wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch einordnete. Darin wurde deutlich, dass die transformativen Unternehmen in mehreren Dimensionen dazu beitragen, in zentralen Versorgungsbereichen (wie z.B. Ernährung) das Neue im Alten (dem Marktkapitalismus) hin zu einer gerechteren und zukunftsfähigeren Gesellschaft praktisch zu entwickeln. Auf der anderen Seite muss sich auch die Nachfrage stärker zu Prosumententum und Mäßigung hinwenden. Und schließlich braucht es für eine gesamtgesellschaftliche Transformation die Zusammenarbeit verschiedener Transformationsbewegungen ebenso wie neue Formen der politischen Selbstorganisation (wie z.B. Ernährungsräte). „Solidarische Ökonomie, Ernährungssouveränität und lebendige Demokratie gehören ganz eng zusammen“, sagte Pfriem.
In ihren Eingangsworten zeigte Prof. Dr. Cordula Kropp (Universität Stuttgart) die Bedeutung transformativer Unternehmen auf: „Durch Sensibilisierung und Lernprozesse, Kreativität, Möglichkeitssinn und unternehmerische Experimente setzen sie Alternativlosigkeit und Denkblockaden in Wirtschaft und Politik Alternativen entgegen.“ Sie zeigen, dass z.B. die regional eingebettete Lebensmittelversorgung ebenso möglich ist wie solidarische Produktions- und Organisationsprozesse und Wege aus den Konsumroutinen der Wettbewerbsgesellschaft.
Praxisakteure im Gespräch
Im Sinne der transdisziplinären Forschung gewährten ausgewählte nascent-Praxispartner im Rahmen einer von Dr. Christa Müller und Andrea Baier (beide Anstiftung) moderierten Podiumsrunde Einblicke in ihre Wirtschaftsweisen. Dabei wurde das breite Spektrum der unterschiedlichen Wirtschaftsformen deutlich, zu dem u.a. die über 30 Jahre alte TAGWERK-Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft zählt. Deren Mitgründerin Hanna Ermann schlug den Bogen von der Umweltbewegung der 1980er Jahre und der damaligen TAGWERK-Gründung zur heutigen Ernährungsbewegung, zwischen denen sie thematische Parallelen benennt. Vor dem Hintergrund zunehmender Technisierung betonte Dr. Tobias Hartkemeyer vom CSA-Hof Pente die Potentiale landwirtschaftlicher Betriebe als Lernorte: Insbesondere Kinder könnten dort durch körperliches Tun in Beziehung zur natürlichen Umwelt und ihren Mitmenschen treten sowie durch Vorbilder für eine umfassendere Verantwortungsübernahme gewonnen werden. Unter dem Motto „So klein wie möglich, so groß wie nötig“ griff Simon Scholl von der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) Kartoffelkombinat die Frage von Unternehmensgröße und -wachstum auf: So hätten sich unter den Aspekten von Kapazität, Qualität, Kosten (u.a. fairen Löhnen) und Beitragshöhe 1700 Mitgliedshaushalte als optimale Größe ihrer Genossenschaft herausgestellt. Ein darüber hinausgehendes Wachstum solle perspektivisch über die Gründung weiterer Genossenschaften (in anderen Versorgungsbereichen) im Sinne eines „Dorfmodells“ umgesetzt werden. Max von Grafenstein erläuterte die gemeinschaftsgetragene Lebensmittelerzeugung des Unternehmens bauerngarten im Vergleich zum SoLaWi-Modell. Für den Ernährungsrat Köln ordnete Anna Wissmann lokale ernährungsdemokratische Prozesse wie die Erarbeitung des Aktionsplans „Essbare Stadt Köln“ mit Blick auf die übergeordneten Ziele ein.
Gefragt nach Schlüsselmomenten für die Gründung der Unternehmen und Initiativen wurde deutlich, dass die Inspiration durch existente Organisationformen für viele Praxisakteure wichtig war. Für die Gründung der Kölner Initiative lieferten zudem Vorreiter in anderen Ländern wichtige Anregungen. Transformatives Wirtschaften bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich: Dazu zählen z.B. soziale Aspekte wie die Qualität persönlicher Interaktion, die nur bis zu einer bestimmten Unternehmensgröße gesichert ist. Ferner genannt wurden die Weitentwicklung junger Teams und die Wirtschaftlichkeit kleiner modellhafter Betriebe, in denen energievolles Handeln anstelle einer permanenten Überforderung durch die großen Problemstellungen im Ernährungsbereich möglich ist. Abschließend brachten alle Praxispartner ihre Dankbarkeit gegenüber dem nascent-Projekt zum Ausdruck: der gegenseitige Austausch habe sie im eigenen Wirtschaften bestärkt. Auch die Vernetzung der Praxisakteure sei bereichernd gewesen und könne weiterentwickelt werden, um die Entstehung einer sozialen Bewegung zu befördern.
Typologie transformativer Wirtschaftsformen der Ernährungswirtschaft und Möglichkeiten ihrer Verbreitung
Die Vorstellung der Forschungsergebnisse eröffnete Carsten Sperling (CvO-Universität Oldenburg) mit einem Überblick zu Aufbau und Methodik des nascent-Projektes sowie der Ausgangsdefinition transformativer Unternehmen: Basierend auf 10 Wirkungsdimensionen stehen diese qualitativ für eine umfassend nachhaltige Ernährungswirtschaft und -kultur. Zudem verfügen sie über das Potential, nicht-nachhaltige Formen der Ernährungswirtschaft zu verdrängen. „Basierend auf den erforschten Praxispartnern konnten insgesamt 16 unterschiedliche Versorgungstypen identifiziert werden“, sagte Sperling. Systematisieren ließen sich diese zum einen nach ihrer Position in der Wertschöpfungskette (Anbau, Verarbeitung, Handelsstufen, Systemdienstleiter). Zum anderen können sie, abhängig von ihrem Grad der lebensweltlichen Wiedereinbettung und dem Grad der Marktorientierung, in vier Kategorien eingeordnet werden: Am wenigsten marktorientiert agieren Wirtschaftsformen, die die Eigenproduktion von Selbstversorger*innen (Subsistenz) ermöglichen, wie z.B. Gemeinschaftsgärten. Bei Unternehmen wie der SoLaWi steht hingegen die gemeinschaftlich getragene Produktion durch Finanzierung und/oder Mitarbeit der Mitglieder im Mittelpunkt. Stärker marktwirtschaftlich agieren Unternehmen, die sich durch den Verkauf von (regionalen) Produkten zu solidarisch gestalteten Preisen an Mitglieder und/oder Kund*innen auszeichnen. Zu dieser dritten Kategorie zählen Unternehmen wie Bürgeraktiengesellschaften und Food Coops. Auf fremdversorgungsbasierten, nachhaltigen Konsum setzen schließlich Unternehmensnetzwerke und Regionalmarken.
Dr. Christine Lenz (CvO-Universität Oldenburg) richtete ihren Untersuchungsfokus auf die Gemeinschaftsorientierung als transformative Strategie. Über die Versorgung mit Produkten und Dienstleistungen hinaus ginge es um die Ermöglichung solidarischen Wirtschaftens und kooperativen Miteinanders als Alternative zur Wettbewerbsökonomie. Zu diesem Zweck können Unternehmen verschiedene Strategien aktiver oder begünstigender Gemeinschaftsbildung verfolgen. Bezogen auf die genannten Versorgungstypen identifizierte sie unterschiedliche Mitgestaltungs- und Teilhabeoptionen zur Erprobung solidarischer Praktiken: So kann z.B. Teilhabe operativ (z.B. Food Coop) oder strategisch (z.B. SoLaWi) erfolgen, während bei Ökodörfern die gemeinsame Organisation alternativer Lebens- und Wirtschaftsmodelle im Vordergrund steht. Alle Strategien verbindet das geteilte Engagement zur Lösung gesellschaftlicher Probleme im Rahmen heterogener Wahlgemeinschaften. „Mitgestaltung erfordert allerdings, dass die Beteiligten zu fordernden Aushandlungsprozessen bereit sind“, so Lenz. Hindernisse wie individueller Zeitmangel verdeutlichen zugleich den Transformationsbedarf weiterer Lebensbereiche.
Im Anschluss beleuchtete Sven Stinner (Universität Stuttgart) die transformativen Lernprozesse, die durch die Transformationspioniere auf individueller wie kollektiver Ebene ermöglicht werden: Sie stellen neben Informationen (z.B. bei Regionalmarken) auch nötige materielle Ressourcen wie Anbauflächen (z.B. bei Mietacker-Franchisern) zur Verfügung. Praktische Anleitung und das Angebot von Lernräumen lassen sich z.B. bei Selbsterntegärten finden. Veränderungen bewirken solche Lernprozesse in den handlungsorientierenden Deutungsmustern und Ernährungspraktiken. Eine weitere Kategorie bilden intraorganisationale Lernprozesse, die die Weiterentwicklung der Organisation und Steuerung transformativer Unternehmen bzw. Initiativen (z.B. Gemeinschaftsgärten) unterstützen. Durch den lernenden Austausch zwischen mehreren Organisationen wird schließlich auch interorganisationales Lernen ermöglicht.
Apl. Prof. Dr. Niko Paech (Universität Siegen) richtete seinen Untersuchungsfokus auf die Stabilisierung und Diffusion transformativer Wirtschaftsformen. Diese sehen sich hinsichtlich ihrer Organisationsgröße einem Trilemma gegenüber: Zum ersten muss mit Blick auf Kosten und Erlöse eine betriebswirtschaftlich überlebensfähige Mindestgröße erreicht werden. Zum zweiten darf hinsichtlich der sozialen Stabilität eine maximale Betriebsgröße nicht überschritten werden, um den Koordinationsaufwand zu begrenzen, der durch die Ziele der partizipativen und auch sozial gerechten Entscheidungsfindung in transformativen Unternehmensformen entsteht. Beim Ausbalancieren im Rahmen dieses Größenkorridors ist drittens zu beachten, dass der transformative Charakter der Organisation erhalten bleibt. Mit Blick auf die Transformation der Ernährungswirtschaft empfahl Paech: „Ist durch ‚vertikales Wachstum‘ der Unternehmen eine jeweils überlebensfähige Betriebsgröße erreicht, wäre im Anschluss eine ‚horizontale Vervielfältigung‘ transformativer Betriebe anzustreben“ – wie Simon Scholl vom Kartoffelkombinat in der Podiumsdiskussion vorschlug. Eine solche Ausbreitung der Unternehmen kann dezentral-autonom (Open-Source-Konzept) oder zentral-hierarchisch (Filial-System) erfolgen und die Kehrseiten unternehmerischen Größenwachstums (wie Transparenz- und Mitgestaltungsdefizite) vermeiden.
Zudem stellte Paech als möglichen Zukunftsentwurf das Konzept eines regionalen Wertschöpfungsraums vor: Darin könnten regional begrenzt eine Vielzahl transformativer Wirtschafsformen zusammenarbeiten und Endabnehmende sich politisch und finanziell engagieren. Der Aufbau eines solchen Wertschöpfungssystems als „Kopierfolie“ und dessen Vervielfältigung in unterschiedlichen Regionen wäre als eine bottom-up-Alternative zu Strategien agrarpolitischer Institutionen zu bedenken und könnte eine Umsetzung auch ohne politische Mehrheiten ermöglichen. Den Abschluss bildeten potentielle Szenarien hinsichtlich der Diffusionswirkung transformativer Unternehmen bezogen auf das etablierte Ernährungssystem (z.B. dessen Ergänzung oder teilweise Verdrängung). In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem der Vorschlag geäußert, dem geschilderten Trilemma durch den Aufbau genossenschaftlicher Franchise-Systeme zu begegnen.
Podiumsdiskussion: Ernährungswende in Sicht?
Unter der Moderation von Prof. Dr. Niko Paech erweiterten Christiane Grefe (ZEIT-Journalistin, Buchautorin „Global Gardening“) und Benny Haerlin (Zukunftsstiftung Landwirtschaft) die Perspektive um aktuelle agrarpolitische Aspekte. Bezogen auf die von der Digitalisierung getriebenen Umbrüche im Bereich Biotechnologie und Agrartechnik sieht Grefe neben Chancen insbesondere die Gefahr der Technologiekontrolle durch wenige einflussreiche Akteure. Vor dem Hintergrund der Vereinnahmung des sehr interpretierbaren Nachhaltigkeitsbegriffs durch Gentechnik-Unternehmen fragte Haerlin: „Wem gehört die Nachhaltigkeit?“. Er plädierte daher für andere Begriffe im Transformationskontext.
In seinem Rückblick auf den Beginn der „Alternativbewegung“ zum Ende der 1970er Jahre stellte Haerlin fest, dass sich in damaligen experimentellen Wirtschaftsformen – teilweise auch aufgrund einer gewissen Plenumsmüdigkeit – tendenziell eine „Professionalisierung“ und somit Anpassung an kapitalistische Logiken durchgesetzt habe. Er betonte zudem, dass die Frage nach dem Eigentum von Agrarland und Räumen bedeutsam für eine erfolgreiche Transformation sei. Zudem solle vor dem Hintergrund drohender künftiger Systemkrisen (z.B. im Finanzbereich) die Vorteilhaftigkeit transformativer Wertschöpfungsräume argumentativ stärker herausgestellt werden.
Grefe sieht als einen Hauptgrund für die bislang unzureichende Agrarwende die neoliberale Form der Globalisierung, die zu einer Entpolitisierung geführt habe. Sie unterstrich daher, dass das Engagement transformativer Unternehmen unbedingt die Verbindung mit politischen Prozessen benötige, auch solchen in Parlamenten. Die dortigen Volksvertreter*innen besäßen nicht nur Spielraum zur Gestaltung der Globalisierung, sondern hätten auch bereits die bundesdeutsche Energiewende beschlossen, die auf der Vorarbeit von Pionierakteuren aufbaut. Wenn auch die beiden Diskutierenden den aktuellen Entwurf für die Reform der Europäischen Agrarpolitik nicht als Fortschritt einschätzen, zeigte sich Haerlin doch leicht optimistisch: „Also ich glaube schon, dass sich in der Agrarpolitik Stück für Stück ein bisschen was bewegen lässt, aber es bedarf des Drucks!“ Ein solcher Reformdruck entstehe zum einen durch Krisen wie Klimawandel und Biodiversitätsschwund und könne zum anderen durch transformative Unternehmen ausgeübt werden. Grefe nannte die kommende Wahl des EU-Parlaments als Chance.
Chancen für die Agrarwende sieht Haerlin in der Verknüpfung transformativer Unternehmen mit der Politik für vitale ländliche Räume und neuen Arbeitsformen, in der die neuartigen Wirtschaftsformen vor allem symbolisch attraktive Entwürfe vermittelten, bei denen Menschen „das Herz aufgeht“ und die zeigen: „Eine andere Welt ist möglich“. Angesichts der durch die Digitalisierung weiter verstärkten Individualisierung betonte auch Grefe die Gemeinschaftsbildung als wichtiges Potential. Sie schlug vor, verstärkt zu untersuchen, wie möglichst unterschiedliche Milieus in der Ernährungswende berücksichtigt werden können.
In den anschließenden Kommentaren aus dem Publikum wurde geäußert, dass eine Ausweitung der Perspektive auf erfolgreiche Praxisbeispiele aus dem Ausland für die deutsche Ernährungswende inspirierend sein könne. Angeregt wurde auch die Beurteilung regionaler Wertschöpfungsräume anhand funktionaler Kriterien, die sich aus früheren bäuerlichen Subsistenzbetrieben ableiten und übertragen ließen. Ein weiterer Kommentar empfahl transformativen Unternehmen, sich an Erfolgsfaktoren gelungener Organisationsformen der Genossenschaftsbewegung (z.B. Konsumgenossenschaften) zu orientieren. Unterschiedliche Meinungen existierten zu der Frage, wie sinnvoll eine Kooperation mit großen Unternehmen der konventionellen Ernährungsindustrie für die Ernährungswende ist.
Schlussworte der Projektverantwortlichen
In seiner Verabschiedung unterstrich Prof. Dr. Pfriem deutlich, dass angesichts der sich weiter verschärfenden Krisenphänomene eine Stabilisierung von Nischeninitiativen nicht ausreichend sein wird. Vielmehr werde ein verstärktes politisches Engagement notwendig: „Dies bietet vielleicht Chancen, auf der kommunikativen, sachlichen, ökonomischen und direkt-politischen Ebene lokale und regionale Öffentlichkeiten zu schaffen, um die Kehre in Richtung eines besseren Lebens zu vollziehen“, so Pfriem. Im Anschluss gab die Projektkoordinatorin Dr. Irene Antoni-Komar (CvO-Universität Oldenburg) anlässlich der Pensionierung von Prof. Dr. Pfriem einen kurzen Rückblick auf 15 Jahre Forschung zu nachhaltiger Ernährung an dessen Oldenburger Universitätsprofessur.
Prof. Dr. Kropp wies abschließend auf ein Dilemma hin: Adaptive Innovationen (wie z.B. regionale Lebensmittel im Supermarkt) fügen sich recht einfach in den Status quo der Ernährungswirtschaft ein, stellen aber keine Transformation dar. Wirklich umfassende, disruptive Innovationen (wie z.B. das SoLaWi-Modell) hingegen lassen sich weniger leicht verbreiten. „Es besteht das Risiko einer ausbleibenden Transformation der Ernährungswirtschaft, falls sich transformative Unternehmen im Zuge ihrer Verbreitung an Marktzwänge anpassen und dabei die eigentlich transformativen Kriterien vernachlässigen müssen“, so Kropp. Für eine gelingende Transformation sei es künftig entscheidend, regional verankert und zugleich mit globaler Perspektive durch bildhafte Visionen milieuübergreifend Akteure zusammenzubringen und Allianzen aufzubauen.