Bei dem ersten Treffen aller Praxis- und Transferpartner des Projektes nascent im Anthroposophischen Zentrum in Kassel am 09. und 10. Juli 2015 wurden die Besonderheiten und Stärken neuer Initiativen der Ernährungswirtschaft hervorgehoben und mit viel Optimismus auf die weitere Entwicklung derselben und der Gesellschaft geblickt.
Es ist Donnerstagmittag, die MitarbeiterInnen des Projektes stehen bereit, die Gäste mit Namensschildern und Tagungsmappen zu begrüßen, der lichte Versammlungsraum ist vorbereitet und Kaffee und kleine Snacks sind angerichtet. Alles mutet wissenschaftlich offiziell an. Die Stimmung ändert sich sofort, als die ersten TeilnehmerInnen des Workshops eintreffen.
Durch größtenteils pünktliche Bahnreisen erfrischt, bringen die Vertreter der verschiedensten Initiativen der deutschen Ernährungslandschaft viel Heiterkeit und positive Erwartung mit, die Atmosphäre untereinander und mit den WissenschaftlerInnen ist locker und herzlich. Alle wissen: Wir ziehen am gleichen Strang.
Die Vorstellungsrunde der knapp 30 Initiativen ist für viele eher ein Wiedersehen. Die Landschaft der transformativen Projekte im Bereich Ernährung ist noch übersichtlich und so kennen sich die meisten – wenn auch zum Teil nur vom Besuch der gegenseitigen Homepages. Um die im Kreis aufgestellten Tische des Saales sitzen Menschen aus allen Ecken der Bundesrepublik, von Freiburg über Dresden, Kassel und Berlin bis nach München und Oldenburg. Alle Altersstufen sind vertreten, die Selbstbezeichnungen reichen von JungunternehmerInnen über GärtnerInnen und Geschäftsleuten bis hin zu VereinsvertreterInnen.
Eine insgesamt bunte Mischung. Vertreten werden dabei sowohl Initiativen und Unternehmen wie Gemeinschaftsgärten, solidarische Landwirtschaften und Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften sowie Projekte wie Aquaponik oder Kartierungen öffentlicher Obstgehölze, als auch regionale und überregionale Netzwerke der Ernährungswirtschaft (eine Listung der Praxis- und Transferpartner mit weiterführenden Informationen finden Sie in Kürze auf unserer Homepage).
Inhaltlich folgt nach dem allseitigen Kennenlernen am ersten Tag die Darstellung der jeweiligen Besonderheiten und Stärken, die jeder Teilnehmer auf Moderationskarten aufschreibt. Nicht zuletzt soll das Projekt nascent aufzeigen, wo Anknüpfungspunkte der Initiativen untereinander sein können und wer was von wem lernen und erfahren kann.
Statt detaillierter Aussagen über die eigenen Produkte und Konzepte des jeweiligen Projektes findet sich bald eine umfassende Kartierung der Visionen und Stärken der transformativen Elemente der Initiativen als Ganzes auf der Pinnwand. Und nach angeregter Diskussion im Plenum können die einzelnen Aussagen nach Forscherart in mehr oder weniger abgegrenzten Kategorien eingeordnet werden. Ein inhaltlich und gruppendynamisch sehr aufschlussreiches Verfahren.
In vier kleineren Gruppen wird dieser Prozess am Folgetag noch einmal für die Treiber und Hemmnisse der Projekte, die Transformationspotenziale und die Möglichkeiten unternehmerischer Entwicklung wiederholt. Als Hemmnisse werden immer wieder die Macht der Gewohnheit und Bequemlichkeit sowie das mangelnde Wissen der breiten Bevölkerung angesprochen, ein wichtiger Schritt sei deshalb in erfahrungsbasierten Bildungsangeboten (Stichwort „community schooling“) zu sehen. Treiber sind demzufolge auch der Spaß an diesen neuen Formen des Mitgestaltens von Umwelt und Gesellschaft. Wirkung entfalten zudem bereits erfolgreiche Initiativen, die als Pioniere und Vorbild ausstrahlen. Die Bedeutung von Netzwerken sowie der Erfahrungs- und Wissensaustausch untereinander wurden bereits als signifikante Erwartungen im Vorfeld der Veranstaltung identifiziert. Auf einem der vielen Kärtchen steht einfach nur „läuft“, die kürzest mögliche Zusammenfassung des positiven Zukunftsbildes und der Zuversicht, die alle anwesenden TeilnehmerInnen ausstrahlen.
Und die Freude an der Arbeit kommt auch während der Tagung nicht zu kurz. Bei leckerer, vegetarischer Verpflegung im gehobenen (ökologischen und regionalen) Jugendherbergscharakter und abends in der urigen Kneipe neben dem Hotel finden sich immer wechselnde Grüppchen an den Tischen zusammen, tauschen sich aus, lachen, diskutieren und projektieren voller Zuversicht gemeinsam. Ein fruchtbarer, intellektueller Nährboden, der in den folgenden zwei Jahren des Forschungsprojekts persönlich sowie in zwei weiteren Praxis- und Transferpartnertreffen vertieft werden kann.
Gesa Maschkowski, Vertreterin unseres Transferpartners „Transition Initativen“ hat über den Workshop berichtet: siehe hier.