Hof Pente

Die Betriebsportraits der Umstellungs-Solawis sind in Kooperation des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft e. V., der Universität Siegen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ im Rahmen des BMBF geförderten Projektes SolaRegio entstanden. Hier finden Sie die Broschüre mit allen Betriebsportraits:

Warum Solawi?

Als Julia und Tobias auf den elterlichen Hof zogen, wurde ihnen schnell deutlich, dass sie einen lebendigen Arbeits- und Lebenslernort schaffen wollen. Sie waren auf der Suche nach einem gemeinschaftsorientierten Ansatz, bei dem es um die Gestaltung einer Landwirtschaft durch Vielfalt und Fruchtbarkeit gehen sollte. Bei ihrer Suche nach passenden Konzepten haben sie den Start der Solawi Entrup beobachtet. Der gemeinschaftsgetragene und partizipative Ansatz hat den Hartkemeyers auf Anhieb eingeleuchtet und gefallen.

Über Tobias und Julia Hartkemeyer:

Tobias hat Agrarwissenschaften studiert und später darin promoviert. Anschließend hat er Lehramt sowie Waldorfpädagogik studiert.
Julia ist Gärtnerin, Agaraingenieurin und Ausbilderin für Gemüsebau, sie hat auch Waldorfpädagogik studiert. Gemeinsam haben sie fünf Kinder. Zusammen mit vielen engagierten Menschen in jedem Alter und unterschiedlichen Lebensabschnitten haben sie den CSA Hof Pente aufgebaut. Seit 2010 gibt es dort eine Solawi. Diese ermöglicht durch den Hofkindergarten und die Freie Hofschule auch Kindern die Teilhabe an den Entwicklungsprozessen des Hofes, der Gemeinschaft und der Kulturlandschaft.

Erste Schritte:

Der Hof wurde seit 1980 als Familienbetrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet. Als die Junge Familie auf den Hof zog, stellte gleichzeitig ein befreundeter Demeterbetrieb seine Vermarktung auf Solidarische Landwirtschaft um. Insbesondere das transparente Wirtschaften und der Aufbau einer neuen Gemeinschaftskultur überzeugten das Paar. Nachdem sie beschlossen hatten, das Konzept auf dem Hof Pente umzusetzen, teilten sie die Idee über die lokale Tageszeitung mit ihrem Umfeld. 2010 starteten sie ihr Solawi-Projekt mit 40 Mitgliedern gemeinsam mit einer bunten Truppe, aus jungen Auszubildenden bis hin zu erfahrenen Menschen im Rentenalter.

Wie sah der Betrieb früher aus?

Der Hof Hartkemeyer (heute Hof Pente) ist seit über 500 Jahren ein kleiner Familienbetrieb. Bis 1958 wurde auf dem Hof mit Pferdekraft Brotgetreide angebaut. Zudem wurden Kühe, Hühner und Schweine gehalten.

Wie wurde vermarktet?

Wie die meisten Höfe sah sich der Hof durch die vermehrte Konkurrenz und die Industrialisierung der Landwirtschaft zur Spezialisierung gezwungen. Die Kuhhaltung wurde aufgegeben, aus 50 Hühner wurden 2500 Hühner und die Haupteinnahmequelle bildeten die 300 Mastschweine. In den 90ern wurde die Schweinehaltung schließlich aufgegeben. Ende der 1980er Jahre wurde der Betrieb auf Bio umgestellt. Von einem ehemals bäuerlichen, vielfältigen Familienbetrieb blieb ein Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb, der sein Brotgetreide über den Bio-Großhandel vermarktete.

Wie kam es zur Umstellung?

Für Tobias und Julia war klar, sie wollen und können nicht allein und einfältig für einen anonymen Markt produzieren. Sie wollen einen Hof der Vielfalt, gemeinsam mit und für andere Menschen. Das erschien ihnen wichtig und sinnvoll in einer Zeit, in der die Erwachsenen und die Kinder immer weniger mit dem Ursprung ihrer Lebensmittel aus Pflanzen und Tieren zu tun haben. Sie stellten den Betrieb auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner um. 2010 startete die Solawi Hof Pente mit ca. 40 Ernteanteilen. Heute sind die Bauernfamilie Funke, Gärtnermeister Tobias Czech und weitere feste und engagierte Mitarbeiter, Gestalter auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Die Solawi
hat 350 Ernteanteile und bewirtschaftet 4,5 ha mit Gemüseanbau auf Dammkultur und das Frischgemüse in Permanentbeeten. Das Futter für das Rote Höhenvieh, die Herde, der Walachenschafe, die Coffeehühner samt Bruderhahnaufzucht, die Schweinezucht und die Legeenten wird zum großen Teil auf den eigenen Flächen angebaut. Auf dem Hof leben aktuell ca. 20 Menschen von 1 Jahr bis 67 Jahre. Zehn Menschen arbeiten in der Landwirtschaft und zehn im Bildungsverein. Urproduktion und handlungspädagogische Bildung sind täglich eng und selbstverständlich miteinander verbunden und befruchten sich gegenseitig.

Vision:

Für den Hof Pente ist Solawi die Grundlage und ein Übfeld für eine sehr große Idee eines neuen Miteinanders. Tobias und Julias Ziel ist es, das Potential zu entfalten und das Prinzip des gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens auf die Bildung, – Kultur, Reparaturkultur, Gesundheit und Landwirtschaft auszuweiten.

Stand: Q4/2023