Kattendorfer Hof

Die Betriebsportraits der Umstellungs-Solawis sind in Kooperation des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft e. V., der Universität Siegen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ im Rahmen des BMBF geförderten Projektes SolaRegio entstanden. Hier finden Sie die Broschüre mit allen Betriebsportraits:

Warum Solawi?

Über Mathias von Mirbach:

Nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung hat Mathias über einen Zeitraum von knapp sechs Jahren zwei Betriebe mit Landwirtschaft und Sozialtherapie aufgebaut, sowie einen ersten Pachtbetrieb bewirtschaftet.
Den Kattendorfer Hof haben Mathias und seine erste Frau vor 28 Jahren gemeinsam mit einem Partner übernommen und zunächst von konventionellem Ackerbau mit Schweinemast auf Demeter umgestellt. Bereits Jahre vor der Umstellung seines Betriebes hatte Mathias die Vision eine solidarische Landwirtschaft aufzubauen. Als der Kattendorfer Hof kurz vor der Insolvenz stand, hat er das Konzept zunächst im kleinen Kreis vorgestellt und 1998 in die Tat umgesetzt.

Wie sah der Betrieb früher aus?

Der Kattendorfer Hof war ein klassischer Pachtbetrieb im Besitz der evangelischen Kirche. Auf 130 ha Land wurde Getreide angebaut und konventionell vermarktet, zudem gab es eine Schweinemast mit 150 Schweinen. 1995 wurde der Betrieb über eine Stiftung zur Pacht ausgeschrieben, Mathias und seine Frau haben sich gemeinsam mit einem Partner mit einem Betriebsentwicklungskonzept beworben und die Zusage erhalten.

Wie wurde vermarktet?

Mathias hat den Betrieb direkt nach der Übernahme auf Demeter umgestellt. In den drei Jahren Übergangszeit wurde das Getreide als Futtergetreide an Bio-Höfe in der Umgebung verkauft. Neben der Schweinemast hat er mit einer Milchviehhaltung, Gemüse- und Kartoffelanbau begonnen. Die Produkte wurden sowohl über Marktstände als auch über den eigenen Hofladen vertrieben.

Erste Schritte:

Mathias stellte die Idee der solidarischen Landwirtschaft seinen Partnern vor und stößt dabei zunächst auf Skepsis. Nachdem sie gemeinsam die älteste Solawi in Deutschland, den Buschberghof, besucht haben, waren alle überzeugt. Zunächst wurden 40 Familien aus dem Umkreis und aus der Hofladenkundschaft eingeladen, um über zwei Monate jeden Samstag das Konzept auszuformulieren.

Wie kam es zur Umstellung?

Mathias stand durch die Entscheidung der Ökomühlen, den Preis für das Getreide um 25% zu senken, finanziell mit dem Rücken an der Wand. Im Betriebskonzept war der Anbau von 80 ha Brotgetreide vorgesehen. Er wusste, dass der Ausbau der Direktvermarktungszweige den Betrieb nicht retten würde. 1997 folgte die Eröffnung des eigenen Hofladens und der Verkauf seiner Produkte an den Naturkostgroßhandel.

1998 startet die Solawi Kattendorfer Hof mit 10 Familien:

Die Mitglieder durften sich auf Vertrauensbasis alle Produkte, die sie brauchen aus dem Hofladen nehmen und bezahlten dafür einen festen wöchentlichen Beitrag. 2009 eröffnet Mathias seinen ersten Hofladen in Hamburg mit einer Abholstelle für Solawi-Mitglieder. 2002 entwickelt Mathias den »Ernteanteil«, ein Konzept, das heute in allen Solawis in Deutschland üblich ist. Heute hat der Kattendorfer Hof 7 Hofläden, 12 Lebensmittelkooperativen (Food Coops), 732 Ernteanteile und wirtschaftet auf insgesamt 445 ha Anbaufläche. Ein Großteil der Betriebsflächen wird für die Solawi und die Hofläden genutzt, auf einem Teil wird weiterhin Getreide angebaut und an Mühlen sowie Bäckereien in der Region vermarktet.

Vision:

Zukünftig möchte Mathias das Getreide auf dem Hof selbst aufarbeiten und das Marketing auf Social Media ausbauen, um neue Zielgruppen zu erreichen.

Stand: Q4/2023