Neue Chancen für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft durch transformative Wirtschaftsformen
Das Projekt untersucht die Transformationspotenziale der Initiativen für eine nachhaltige Ernährungsversorgung unter Berücksichtigung folgender Fragestellungen:
Neue Wirtschaftsformen und -initiativen, wie beispielsweise Urban Gardening Projekte, Solidarische Landwirtschaft oder Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, sind geprägt von einem neuen Verständnis des Zusammenwirkens von Konsument:innen und Produzent:innen. Bei ihnen steht nicht mehr nur die Fremdversorgung der Verbraucher:innen im Vordergrund, sondern stärker die Zusammenarbeit und Befähigung zu nachhaltigen Praktiken.
Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften organisieren den Zusammenschluss von Verbrauchern zum gemeinsamen Einkauf größerer Lebensmittelmengen direkt vom Erzeuger.
Bei der Solidarischen Landwirtschaft (auch CSA = community-supported agriculture) kooperieren Gruppen von Verbraucher:innen auf lokaler Ebene mit einem Vertragslandwirt. Die Verbraucher geben für einen bestimmten Zeitraum eine Abnahmegarantie der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und nehmen im Gegenzug auf unterschiedliche Weise an der Produktion teil.
Bei Urban Gardening Projekten handelt es sich um freiwilligen und gemeinschaftlichen Gartenbau auf städtischen Flächen.
Nascent untersucht die Potenziale zur Transformation des etablierten Ernährungssystems, die von diesen Initiativen ausgehen. Dafür werden Initiativen in fünf Regionen Deutschlands untersucht: Oldenburg und Umland, Berlin und Umland, Leipzig und Dresden, München und Umland und Freiburg im Breisgau und Umland. Außerdem wird durch die Kooperation mit Partner:innen im Ausland auch die Entwicklung in anderen Staaten betrachtet. Anhand dieser Ergebnisse werden Diffusionspotenziale aufgezeigt und zielgruppenspezifische Informationsangebote bereitgestellt, um eine nachhaltige Entwicklung des Ernährungssystems unterstützend voranzutreiben.
Das empirisch zu erforschende Feld wird auf drei Ebenen transformativer Formen der Ernährungswirtschaft (Mikrobiotope, lokale Gemeinschaften, regionale Ökosysteme) in Zusammenarbeit mit 26 Praxispartner:innen transdisziplinär untersucht. Zudem wird ein wissenschaftlicher und praxisbezogener Transfer der Erkenntnisse durch zahlreiche und vielfältige Forschungs- und Transferpartner:innen gewährleistet.
Als Initiator:innen einer nachhaltigen und graduell kooperativen Wirtschaftsweise besteht die Rolle transformativer Unternehmen und Initiativen in der Erprobung alternativer Versorgungspraktiken. In regionalen Wertschöpfungsräumen können sie einerseits eine stabile Versorgung mit regionalen, fair und nachhaltig/ökologisch erzeugten Produkten und Lebensmitteln gewährleisten, andererseits bieten sie Orte für Teilhabe, solidarisches Wirtschaften und transformatives Lernen. Transformative Unternehmungen befähigen auf vielfältige Weise zu nachhaltigen Praktiken.
Durch den Einbezug von Konsument:innen in Produktionsprozesse (Prosuming) werden diese zu aktivem Handeln ermächtigt und Subsistenz erprobt. Gleichzeitig fördert diese Praxis Anerkennung und Wertschätzung für Arbeitsprozesse, sensibilisiert für Naturschutz und wirkt einer entfremdeten Lebensmittelversorgung entgegen. Als Orte der Teilhabe bieten transformative Unternehmen und Initiativen Raum für sinnstiftende praktische Tätigkeit. Sie bieten Gemeinschaft in einer individualisierten Welt, fördern solidarisches Wirtschaften und Leben. Sie schaffen praktische Lernräume, in denen es neben dem Wissenserwerb insbesondere um das Einüben praktischer Fertigkeiten geht – ein wichtiger Ansatz zur Überwindung des Mind Behaviour Gaps.
Transformative Unternehmen wirken auch auf Unternehmen der etablierten Ernährungswirtschaft und deren Kund*innen: Sie zeigen Alternativen zum wachstumsgetriebenen Konkurrenzkampf auf, indem sie als Vorbilder für Geschäftsmodelle dienen, die auf Kooperation und horizontale Vervielfältigung statt auf vertikales Größenwachstum setzen. Sie erproben alternative Finanzierungs- und Produktionsmodelle wie bspw. die Solidarische Landwirtschaft, prägen Nachhaltigkeits- und Konsumdiskurse und fördern Organisationsformen mit demokratischen Entscheidungsverfahren und flachen Hierarchien.
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