Gut 30 interessierte Oldenburger*innen, davon einige Vertreter von Ernährungsinitiativen und lokalen Landwirtschaftsbetrieben, trafen sich am 23.04.2016 für einen ganzen Tag, um gemeinsam zu diskutieren und zu schnippeln. Ziel war es, eine gemeinsame Stimme der Oldenburger Ernährungsalternativen zu finden und diese dann in die Politik zu tragen.
Im Januar 2016 kam Ilka Wäsche, Eine-Welt-Promotorin am ökumenischen Zentrum Oldenburg, mit einem Vorschlag auf nascent zu, der zunächst dank des mysteriösen Namens vor allem Verwirrung auslöste: sie suchte Mitstreiter*innen für die Organisation eines „politischen Suppentopfs“.
Nicht nur die wissenschaftlich verlockende Aussicht, ein Reallabor aufbauen und hautnah miterleben zu können und der Anspruch des Projekts, transformative Ideen weiter zu verbreiten, sondern auch persönliches Interesse ließ die Projektmitarbeiterinnen freudig zustimmen. Neben nascent konnten auch das Netzwerk INKOTA, der Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN), das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das Institut für Partizipatives Gestalten (IPG) und die Werkstatt Zukunft als Kooperationspartner gewonnen werden.
So fand nach einigen Wochen intensiver Vorbereitung – als Begleitveranstaltung der Oldenburger Zukunftstage – der politische Suppentopf statt, um die thematisch passende Frage zu beantworten: „Wie will sich Oldenburg in Zukunft ernähren?“
Verschiedenste Teilnehmer*innen von örtlichen Initiativen und Betrieben partizipierten, z. B. von der örtlichen FoodCoop, SlowFoodYouth, Foodsharing und mehrere landwirtschaftliche Höfe. Auch die nascent Praxispartner Wurzelwerk und Ecocion waren vertreten. Zayaan Khan von Slow Food Youth in Südafrika bereicherte als Impulsgeberin die Runde mit einem Vortrag und wertvollen Anregungen.
Nach einer kurzen Einführung des Moderatorenteams, angeführt von Jan Urhahn (INKOTA), stellte sich ein buntes Potpourri von Initiativen kurz mit ihren Motiven und Zielen vor und erzählten von ihrer Tätigkeit. Zayaan berichtete aus Südafrika und den dortigen Versuchen eine zukunftsfähige Ernährung für alle zu sichern.
Darauf folgte die spannende Sammlung der Ideen, Wünsche und Handlungsfelder für Oldenburg. Innerhalb kürzester Zeit waren mehrere Stellwände mit bunten Karten voller Vorschläge und Chancen gefüllt. Aus der Verdichtung dieser Eingaben entstanden dann in gemeinsamer Erarbeitung grob die Themen für die kleineren Diskussionsgruppen. Höchste Zeit zu schnippeln und zu klönen! Nach genauen Angaben der Köchin wurden Blumenkohl, Möhren, Kohlrabi, Kohl, Mangold, Zucchini, Tomaten, Kartoffeln und einiges mehr fachgerecht in mundgerechte Kleinteile zerlegt. Schon hier wurde man um einige Erfahrungen reicher, zum Beispiel dass es sich lohnt, beim Rote Bete reiben Handschuhe (und Schürze) zu tragen, um einer Farbschlacht zu entgehen.
In fünf Kleingruppen wurde zu den Themen ‚Lebensmittelverschwendung‘, ‚Wie Menschen für Ernährung begeistern?‘, ‚Essbare Stadt‘, ‚Events und Bildung‘ und natürlich ‚Ernährungsrat‘ diskutiert. In einigen Gruppen entstanden schon sehr konkrete Pläne und es vereinbarten sich Gruppen, um auch nach dem Suppentopf in schöpferischer Verbindung zu bleiben. Auch das Vorhaben einer Ernährungsratsgründung konkretisierte sich und wird in den nächsten Monaten gemeinsam weiter ausgearbeitet werden. Er hängt eng mit den übrigen Themen zusammen: „An dieser Stelle konstruktiv Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen, ist die Idee des Ernährungsrates“, fasst Ilka Wäsche zusammen. Bei einem gesprächigen Suppenessen konnte der Tag wundervoll ausklingen.
Klar ist, der Anfang ist geschafft, denn vielfältige Initiativen und ihre aktiven Oldenburger*innen haben sich kennen gelernt und die Frage einer zukunftsfähigen Landwirtschaft und Stadtversorgung gemeinsam in die Hand genommen. Sie arbeiten nun zusammen weiter an Ideen für Oldenburg und umzu zu der Frage, wie wir uns zukünftig ernähren möchten.
Fotos: Joerg Hemmen