Der Beginn des Treffens in Kassel wurde durch Störungen im Zugverkehr verzögert. So trafen einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit bis zu dreistündiger Verspätung ein. Dafür blieb den bereits Angekommenen genügend Zeit und Raum zum Wiedersehen und neu Kennenlernen. Denn nicht alle Partner wurden von der gleichen Person wie beim Auftaktworkshop vor genau einem Jahr vertreten.
Rückblick auf die letzten Monate
Damals haben die Praxis- und Transferpartner gemeinsam ihre Stärken und Hemmnisse herausgearbeitet. In der Zwischenzeit ist viel passiert, wie die Organisatoren zu Beginn des Workshops aufzeigten: Es wurden die Praxispartner vor Ort besucht, ausführliche Dossiers für die Homepage erstellt, eine Online-Plattform zum Austausch entwickelt und das Forschungskonzept konkretisiert. Bereits im Vorfeld des Workshops hatten die 26 Praxis- und 11 Transferpartner einen Vorbereitungstext mit dem Titel „Transformation, Transformationspfade und Transformationsstrategien“ zugeschickt bekommen, der als Diskussionsanstoß dienen sollte. Jetzt müsse es mit diesem zweiten Workshop weiter vorwärts gehen, betonte Projektleiter Prof. Dr. Reinhard Pfriem von der Universität Oldenburg in seiner Einführung. So stand beim Wiedersehen in Kassel, im Sinne des transdisziplinären Forschungsprojektes, das gemeinsame Reflektieren und Weiterarbeiten im Mittelpunkt.
Transdisziplinäre Forschung in der Praxis
Nach der Vorstellung des Forschungskonzeptes wurde in eine Gruppenarbeitsphase gewechselt, um eine kritische und interaktive Diskussion der unterschiedlichen Transformationsperspektiven zu ermöglichen. Die Partner verteilten sich dafür auf vier Arbeitsgruppen. Die 26 Praxispartner wurden nach den drei Ebenen des Forschungsprojektes (1. Mikroebene; 2. lokale Gemeinschaften; 3. Regionale Systeme) aufgeteilt. Die vierte Arbeitsgruppe bildeten die Transferpartner. Die unterschiedlichen Ergebnisse der Gruppen wurden anschließend im Plenum präsentiert. Insbesondere den Transferpartnern ist die Zuordnung zu einem der vorgegebenen Transformationsfade schwergefallen, da ihr Wirkungsbereich noch viel breiter ist als der Bereich der Praxispartner. Es wurde zudem deutlich, dass sich die unterschiedlichen (idealtypischen) Transformationsfade wie auf einem Zeitstrahl im Verlauf auch abwechseln oder sogar gleichzeitig stattfinden können. Dabei sei nicht nur der Hauptakteur (Praxis- oder Transferpartner) für den Transformationsprozess wichtig, sondern auch alle seine Kontaktpersonen, Mitglieder, Partner oder Kunden.
Online-Tool als Kommunikations- und Austauschmittel
Vor dem Abendessen im Anthroposophischen Zentrum wurde noch die neue Online-Arbeitsplattform für das Projekt vorgestellt. Die Teilnehmer/innen wünschten sich beim ersten Workshop eine Vernetzungsplattform. Das interne Diskussionsforum soll nun die Kommunikation zwischen den Praxis- und Transferpartnern verbessern. Jedes Mitglied kann auf der Plattform ein Diskussionsthema erstellen und mit anderen Mitgliedern in Kontakt kommen. Die Organisatoren verweisen darauf, dass die Plattform nur so lebendig sein wird, wie die Plattform von ihren Mitgliedern auch genutzt werde. Dass alle Teilnehmer/innen in einen lebendigen Austausch kommen können, zeigte sich am Abend beim gesprächigen Zusammenkommen in einem Restaurant in der Nähe der Unterkunft.
Gruppenarbeit an der frischen Luft
Der nächste Tag begann sportlich: Ein Spaziergang zum Bergpark und Schloss Wilhelmshöhe stand auf dem Programm. Das UNESCO-Weltkulturerbe inspirierte die Teilnehmer/innen, die sich themenspezifisch zusammenstellten. Dabei ging es um die Themenfelder Gemeinschaftsbildung, Verhältnis zur Natur, Mitwirkungsstrukturen in Organisationen und die Integration von Ehrenamtlichen, Austauschbeziehungen, die politische Dimension sowie den großen Bereich Bildung. Schnell ist es in den Kleingruppen gelungen, sich detailreich über die ausgewählten Spannungsfelder auszutauschen und die bisher gemachten Erfahrungen sowie unterschiedliche Umgangsweisen mit den Herausforderungen zu diskutieren. Der transdisziplinäre Austausch im größten Bergpark Europas sorgte für eine frische und energiereiche Atmosphäre, welche sich nach dem stärkenden Mittagessen im Anthroposophischen Zentrum in der Vorstellung der Gruppenergebnisse widerspiegelte.
Gute Vorsätze und Verabschiedung
In einer ausführlichen Abschluss- und Feedbackrunde kamen jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nochmal zu Wort. Dabei wurde erneut die aktive Nutzung der neuen Online-Plattform betont. Jede/r Teilnehmer/in habe zudem die Verantwortung, die Ergebnisse und Informationen aus dem Workshop in seine Initiative weiterzutragen. Dies sei eine große Herausforderung für das Projekt, betonten die Organisatoren. Mit Blick auf das Ende des Forschungsprojektes im März 2018 wurde aus dem Teilnehmer/innenkreis die Frage gestellt, wie es danach weitergehe. Die langfristige Vernetzung und der regelmäßige Austausch zwischen dem sympathischen und klugen Teilnehmer/innenkreis, zwischen allen Initiativen im Raum, sei letztlich eine Aufforderung an uns alle, so Reinhard Pfriem. Die Online-Plattform stellt den Anfangspunkt für einen tieferen Austausch und eine verstärkte Zusammenarbeit dar. Doch so langsam und vereinzelt die Teilnehmer/innen am Montagmittag angekommen sind, so schnell waren sie wieder in alle Winkel der Republik verschwunden: Nach Ostfriesland, nach München, nach Berlin oder nach Freiburg, bis zum nächsten Wiedersehen. Nun geht es erstmal online auf der Plattform und mit gemeinsamen Fallstudien weiter, dann und nächstes Jahr wieder gemeinsam in der großen Gruppe 2017 beim dritten Praxis- und Transferpartnerworkshop.
Text: Matthias Middendorf, Schweisfurth Stiftung (Beratungspartner von nascent)